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Ahsoka Teil 7  – Zwischen Traum und Wahn

Endlich ist die vorletzte Folge von Ahsoka erschienen, die auf das große Staffel- oder Serienfinale hinarbeitet. Leider empfinde ich die Folge als etwas langatmig und sie scheint den Eindruck zu erwecken, als müsste hier unbedingt Zeit gestreckt werden. Aber der Reihe nach.

Die Folge beginnt mit einem Tribunal, in dem Hera sich vor der Obersten Kanzlerin Mon Mothma und einem Senator, der sie von Anfang an von der Mission abhalten wollte, wegen Befehlsverweigerung verantworten muss. Diese Szene, genauso wie der gesamte Handlungsstrang, wirkt einfach lächerlich. Hera ist General und sollte somit problemlos in der Lage sein, einen Erkundungsflug mit den ihr zur Verfügung stehenden Ressourcen durchzuführen. Die Entscheidung des Senats, in Folge 5 ein Schlachtschiff zu entsenden, um sie festzunehmen, nachdem ihr der Erkundungsflug aus Gründen der knappen Ressourcen untersagt wurde, wirkt schlichtweg absurd und ist schlechtes Storytelling. Zudem gab es sowohl in The Mandalorian als auch in Ahsoka genügend mysteriöse Ereignisse (wie zum Beispiel die Befreiung von Morgan Elsbeth durch zwei Sith), die es mühelos rechtfertigen würden, dass Hera diesen Angelegenheiten nachgeht. Das ist schließlich ihr Job. In Folge 7 wird die Absurdität noch getoppt. Nach einem kurzen Wortgefecht taucht plötzlich C-3PO auf und behauptet, dass Leia Heras Mission genehmigt hat. Damit ist die Sache erledigt. Über drei bis vier Folgen hinweg wurde ein völlig absurder und nicht nachvollziehbarer Konflikt aufgebaut, nur um ihn dann in zwei Minuten mit Leias Eingreifen zu lösen. Beeindruckend. Dieser gesamte Handlungsstrang ist in Sachen Lächerlichkeit und Sinnlosigkeit nicht zu überbieten. Vom Laienschauspiel des „bösen“ Senators spreche ich dabei noch nicht einmal.

Die zweite Szene ist jedoch kaum besser. Es handelt sich um eine Trainingssequenz von Ahsoka mit einem Hologramm von Anakin. Hier fällt erneut auf, dass Rosario Dawson die Rolle nicht überzeugend verkörpert. Ihre Darstellung wirkt durchgehend verkrampft und lässt den authentischen Charakter dieser Figur vermissen. Teilweise wirkt Ahsoka beinahe wie ein gewöhnlicher NPC in einem Rollenspiel. Man hofft, dass Anakin dies ausgleichen kann, doch in der Szene hält er lediglich eine vollkommen inhaltsleere Rede, die sich auf die Worte ‚Vertraue deinen Instinkten‘ reduzieren lässt. Dies verdeutlicht, dass die Szene, ähnlich wie die vorherige mit C-3PO, lediglich einem Zweck dient: Fan-Service. Obwohl das nicht ganz stimmt, denn ein weiterer Zweck besteht darin, schlichtweg Zeit zu überbrücken. Nach dem Ende der zweiten Szene sind bereits zehn Minuten der Folge vergangen, ohne dass irgendetwas Relevantes für die Handlung geschehen ist. Die Serie suggeriert, dass sie diese Ausdehnung für die Entwicklung der Charaktere nutzt, doch das entspricht einfach nicht der Wahrheit. Diese Momente bringen die Charaktere nicht wirklich weiter. Ich kann mittlerweile gut nachvollziehen, wenn manche behaupten, sie hätten versucht, eine Folge anzuschauen und wären dabei jedes Mal eingeschlafen.

Die Verfolgungsjagd zwischen Ahsokas Schiff und Thrawns Jäger ist spannend und gut umgesetzt. Thrawn bleibt, wie schon in der letzten Folge, großartig, allerdings stört es zunehmend, dass er ständig seine Pläne erklärt. Das mindert die Qualität des Storytellings erheblich. Thrawn würde weitaus geheimnisvoller und bedrohlicher wirken, wenn seine Pläne nicht sofort offengelegt würden. Zum Beispiel hätte er die Jagd auf Ahsoka nach der Offenbarung, dass Anakin ihr Meister war, einfach abbrechen können. Später hätte er dann seinen Plan enthüllen können und dadurch viel gefährlicher erscheinen lassen.

Baylan verabschiedet sich von seiner Schülerin und liefert sich einen eher unspektakulären Kampf mit Ahsoka. Die Figur von Baylan bleibt grundsätzlich ambivalent. Einerseits spielt Ray Stevenson Baylan so grandios, dass viele andere Figuren neben ihm verblassen, andererseits bleibt die Figur an sich ebenso flach wie Ahsoka. Es fehlt ihr nach wie vor an charakterlicher Tiefe. Diese Schwäche wird jedoch durch bedeutungsschwangere Sätze oder unklare Ziele kaschiert, wie etwa sein Wunsch, den Kreislauf zu durchbrechen.

Die Kämpfe in dieser Folge wirken insgesamt recht flach. Der Kampf zwischen Baylan und Ahsoka erscheint gefühlt nur Sekunden lang und die Choreografie steht meilenweit unter dem Niveau der Prequels. Auch der Kampf zwischen Ezra und Sabine gegen Shin Hati und die Söldner ist sehr schwach umgesetzt. Teilweise wirkt es, als würden Kinder Star Wars spielen. Mein persönlicher Tiefpunkt ist ein Shot von oben, in dem zahlreiche Sturmtruppen um Ahsoka, Ezra und Sabine herumstehen. Ahsoka hat ihre Lichtschwerter deaktiviert und jeder einzelne Sturmtruppler schießt meterweit an der stehenden Ahsoka vorbei. Wie kann so etwas in einer hochbudgetierten Produktion passieren? Die Szene könnte nur als selbstreferenzieller Gag gemeint sein (Sturmtruppen treffen nie… haha…). Damit zeigt sich ein weiteres großes Problem dieser Folge: der völlig unpassende Humor. An den unpassendsten Stellen werden Witze oder Anspielungen gemacht. Huyang freut sich beispielsweise im Kampf darüber, dass Sabine und Ahsoka wieder vereint sind, und hofft, lange genug zu leben, um den Ausgang zu sehen. Oder Sabine erzählt Ezra, dass man sagt, der Imperator sei tot. Das ist einfach unangebrachter Humor. Wenn man schon meint, selbstreferenzielle Witze machen zu müssen (die übrigens schon längst ausgelutscht sind), dann sollte man etwas erschaffen, das besser ist als der Film, über den man sich lustig macht. Wenn stattdessen eine Serie entsteht, die qualitativ nicht besser als Episode 9 ist, finde ich es ziemlich peinlich, sich über Episode 9 lustig zu machen.

Es ist bedauerlich, dass eine komplett neue Galaxis eingeführt wurde, mit der man anscheinend nichts anzufangen weiß. Bis jetzt kennen wir nur Peridia und das war es. Wir wissen beispielsweise immer noch nicht, warum die Hexen die Galaxis verlassen wollen. Auch über die politischen Verhältnisse wurde bisher wenig preisgegeben. Ebenso wenig wissen wir über Ezras und Thrawns Aktivitäten in dieser Zeit oder warum Thrawn so viele Ressourcen verloren hat. Unter den Star Wars Fans kursiert die Theorie, dass die Hexen vor den Zeffo fliehen und diese eine große Bedrohung darstellen. Allerdings ist es mittlerweile bei Star Wars üblich geworden, dass Fans hochkomplexe Theorien aufstellen und die Realität viel simpler ist. Daher gehe ich davon aus, dass wir in der letzten Folge nicht viel mehr dazu erfahren werden. Ich lasse mich aber gerne eines Besseren belehren.

Ich empfinde offen gestanden mittlerweile eine gewisse Müdigkeit bezüglich Ahsoka. Diese Folge war einfach eine ausgedehnte Füllerepisode, in der die ersten zehn Minuten überhaupt nichts zur Handlung beitrugen. Storytechnisch passierte insgesamt sehr wenig. Das einzige nennenswerte Ereignis war im Grunde, dass Ahsoka nun in der neuen Galaxis ist. Das war’s. Dafür hat man 45 Minuten gebraucht. Ich hoffe, dass das Staffelfinale wieder etwas mehr Fahrt aufnimmt, auch wenn anzunehmen ist, dass die Staffel mit Thrawns Rückkehr in die Star Wars Galaxis endet und dies der Ausgangspunkt für den bereits angekündigten Kinofilm ist. Nach dieser langatmigen Folge kann das Finale nur besser werden. Doch ganz ehrlich, das ist nicht Peak Star Wars, und ich rechne mittlerweile damit, dass Ahsoka in ein paar Jahren von den Fans ähnlich kritisch betrachtet wird wie Episode 8 und 9.

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