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Ahsoka Teil 8 – Die Jedi, die Hexe und der Kriegsherr

Endlich habe ich es auch geschafft, das Staffelfinale von Ahsoka anzusehen. Bis dato war unklar, ob es sich um ein Staffel- oder ein Serienfinale handelt, doch das Ende lässt nur den Schluss zu, dass es sich um das Staffelfinale handelt. Zu viele Handlungsstränge sind noch offen, als dass sie alle im bereits angekündigten Film zu Mandalorian/Book of Boba Fett/Clone Wars/Rebels/The Bad Batch zufriedenstellend aufgelöst werden könnten. Eine zweite Staffel ist daher nur eine Frage der Zeit.

Es stellt sich nur die Frage, ob man diese sehen möchte. Grundsätzlich ist die Folge zwar wieder besser als Folge 7, was aber vor allem am höheren Actionanteil liegt. Der Rest der Handlung lässt einen immer mehr die Haare raufen. Mittlerweile bin ich fest davon überzeugt, dass Ahsoka in 1-2 Jahren denselben Beliebtheitsgrad wie Obi Wan Kenobi und The Book of Boba Fett haben wird. Daher stellt sich doch die Frage, ob es tatsächlich zu einer zweiten Staffel kommen wird.

Aber gehen wir ins Detail. Meiner Ansicht nach ist Thrawn mittlerweile der schlechteste Feldherr, den man je gesehen hat. Sowohl in Rebels als auch in Folge 6 begann er als furchterregender Schurke, doch nach gefühlt fünf Millionen Fehlentscheidungen kann man ihn beim besten Willen nicht mehr ernst nehmen. In der letzten Episode wechselte er ständig zwischen seinen Strategien und Zielen, und das setzt er hier munter fort. Mal jagt er sie, fünf Minuten später bricht er die Jagd ab, denn „es ist egal, ob sie sterben oder hier stranden“. Dann jagt er sie wieder, nur um es wieder aus einem obskuren Grund sein zu lassen… Es ist erstaunlich, wie schlecht diese Figur ausgearbeitet ist. Das liegt nicht an der schauspielerischen Leistung von Lars Mikkelsen, die ehrlich gesagt brillant ist. Nein, es liegt einfach nur an diesem schrecklichen Drehbuch. Es ist geradezu lächerlich, dass er zunächst zwei Tie-Fighter losschickt, die Ahsokas Schiff schwer beschädigen (übrigens die ersten Tie-Fighter, die ernsthaften Schaden anrichten), um dann einen Bodenangriff zu befehlen. Ahsoka ist praktisch schutzlos, wenn er jetzt seine Bomber starten und einen Bombenangriff befehlen würde. Stattdessen plant er den Einsatz von Bodentruppen gegen eine Jedi, obwohl er ohnehin über sehr begrenzte Ressourcen verfügt. Es gibt nur einen nachvollziehbaren Grund dafür: Weil das Drehbuch es so verlangt, damit der Rest der Geschichte funktioniert. Dabei hätte Thrawn so viel Potenzial gehabt. Bedauerlicherweise bleibt es ungenutzt.

Leider schneiden die Guten allerdings auch nicht besser ab. Ahsoka, Sabine und Ezra haben eigentlich keine Zeit zu verlieren und müssen unbedingt Thrawn aufhalten, bevor er seine Kisten/Särge verladen hat. Doch stattdessen nehmen sie sich ausgiebig Zeit, um gemütlich über die Schneckenwesen zu fliegen. Alles nur, damit Ezra Zeit hat, ein Lichtschwert zu bauen. Der Dialog zwischen Ezra und Huyang mag zwar purer Fanservice sein und strotzt vor Widersprüchen zum bisherigen Kanon, aber zumindest ist er ganz nett anzusehen.

Erschreckend ist jedoch, dass die Serie bis zur letzten Folge gebraucht hat, um den eigentlichen Konflikt zwischen Ahsoka und Sabine aufzuzeigen. Das hätte viel früher passieren müssen, um die Handlungen der Figuren plausibel darzustellen. Vor allem, weil dahinter ein sehr simples Motiv steht: Ahsoka hatte Angst, dass Sabine nach der Säuberung von Mandalore auf Rache aus ist und zur dunklen Seite überläuft. Die darauf folgende Aussprache ist zwar ganz nett, aber angesichts der Tatsache, dass Sabines Entscheidung Thrawn zurückkehren lassen könnte, wirkt sie irgendwie unpassend. Es ist auch schade, dass der Konflikt, der zwischen Ahsoka und Sabine aufgebaut wurde, als sie Baylan die Karte übergeben hat, nicht aufgelöst, sondern einfach unter den Tisch fallen gelassen wurde. Dass Ahsoka ihr vergibt, nachdem sie für Thrawns Rückkehr verantwortlich ist, passt nicht. Der Plot versucht das zwar mit ihrer Charakterentwicklung in Folge 5 („Ich entscheide mich, zu leben.“) zu erklären, aber da ich auch nach acht Folgen nicht genau verstehe, was genau ihr Character Arc sein soll, ergibt auch das wenig Sinn. Ahsoka ist trotz der Lektion in Folge 5 exakt dieselbe Person wie zu Beginn. Sie verhält sich nicht großartig anders, außer dass sie weiße Kleidung statt schwarzer trägt und etwas netter zu Sabine ist. Inwiefern das zu „Ich entscheide mich, zu leben“ passt, erschließt sich mir nicht. Aber ich habe auch aufgehört, die unzähligen Logiklücken verstehen zu wollen, und akzeptiere einfach, dass sie vorhanden sind. An vielen Stellen hat man ohnehin den Eindruck, dass es eigentlich keinen echten Plot gibt, sondern man sich einfach von Logiklücke zu Logiklücke hangelt.

Wieder hat man grundsätzlich den Eindruck, dass Thrawn ein Vollidiot ist, dessen Vorgehen nur deshalb den Plot vorantreibt, weil Ahsoka & Co. genauso dumm handeln. Würde nur eine der beiden Seiten ein einziges Mal klug handeln, hätte die Gegenseite keine Chance mehr. Würde Thrawn einen Luftangriff mit mehr als zwei Tie Fightern starten, wäre die Geschichte zu Ende. Würden Ahsoka und Sabine nicht im Schneckentempo dahinfliegen und nach Tie Fightern Ausschau halten, wäre die Geschichte vorbei. Der komplette Plot funktioniert nur, weil beide Seiten sich unfassbar dämlich verhalten. Zum Beispiel will Ahsoka ohne eigenen konkreten Plan mit den Reittieren zum Sternenzerstörer reiten – um was zu tun? Sie sind gegen einen Sternenzerstörer chancenlos, und der Turm, der hinaufführt, ist schwerbewacht und mit unzähligen Toren/Türen versperrt. Dieser „Plan“ funktioniert nur, weil der Sternenzerstörer (der aus gutem Grund so heißt) nicht in der Lage ist, zwei langsame Reittiere zu treffen, und weil im Turm alle Sicherheitstüren weit offen stehen und erst Ezra sie auf ihrer Flucht vor den Zombies schließt. Irgendwann tut es körperlich weh, diesen Unsinn ansehen zu müssen.

Die Schauspieler sind über weite Strecken qualvoll anzusehen. Rosario Dawson (Ahsoka) kann gefühlt nur mit verschränkten Armen dastehen und grimmig schauen. Bei Natasha Liu Bordizzo (Sabine) ist es dasselbe. Einzig Eman Esfandi (Ezra),Lars Mikkelsen (Thrawn) und Ray Stevenson (Baylan) sind schauspielerisch auf einem guten bis sehr guten Level. Diana Lee Inosanto (Morgan Elsbeth) hingegen spielt, wie man es normalerweise nur im Laientheater erlebt. Ich habe schon lange kein so schlechtes Schauspiel mehr gesehen wie bei ihr. Gott weiß, warum man sie für diese Rolle gecastet hat.

Am Ende entkommt Thrawn in die bekannte Star-Wars-Galaxis. Ezra hat sich mit an Bord geschmuggelt, während Sabine und Ahsoka gestrandet sind. Baylan steht auf der Statue des Vaters, einer mythischen Figur aus einer Clone Wars Folge, was andeutet, dass man diesen mythologischen Handlungsstrang fortsetzen will. Shin Hati hingegen beansprucht die Führung der Räuber auf dem Planeten. Und zu guter Letzt sieht man den Machtgeist von Anakin.

All das hinterlässt einen schalen Geschmack im Mund. Letztendlich hat Dave Filoni nur eine Menge Mystery Boxen aufgestellt, ohne auch nur eine davon zu öffnen. Wer ist die große Bedrohung in der anderen Galaxis? Wir wissen es nicht. Was plant Baylan Skoll? Wir wissen es nicht. Alles an dieser Serie fühlt sich an wie eine Einführung zum kommenden Dave-Filoni-Film, ohne dem Zuschauer auch nur den Hauch einer Antwort auf seine Fragen zu geben.

Insgesamt muss man sagen, dass dieses Staffelfinale wirklich enttäuschend ist. Letztendlich ergab keine einzige Szene im Kontext der Serie einen Sinn. Auch die Kämpfe/Action waren nicht überzeugend, und zum Schluss sitzt man mit mehr Fragen als Antworten vor dem Fernseher. Sollte eine zweite Staffel kommen, werde ich sie höchstwahrscheinlich nicht ansehen, und auch dem Dave-Filoni-Kinofilm stehe ich mittlerweile wirklich skeptisch gegenüber. Auch wenn ich hoffe, dass Ahsoka ein einmaliger Ausrutscher von Dave Filoni bleibt.

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