Inhalt
Der neueste Fantasy-Roman von Katharina V. Haderer handelt davon, dass im ewigen Wettstreit zwischen Himmel und Hölle wird Engel Lazael zur Erde gesandt wird, um eine Menschenfrau zu verführen, bevor es seinem dämonischen Gegenspieler gelingt. Eine Aufgabe, der sich Lazael mit der Leidenschaftslosigkeit eines geschlechtslosen Wesens widmet – wer könnte schon die Hölle dem Himmel vorziehen?
Dass die ganze Sache schwieriger wird als zunächst angenommen, bemerkt Lazael bereits bei seiner Umgestaltung zum Menschen. Zu seinem Glück stehen ihm einige skurrile Gestalten zur Seite. Zwei mysteriöse Künstler, die seine Flügel ins Jenseits malen können. Ein Engelsbruder, der sich auf Erden als moralisch-flexibler Fernsehprediger verdingt. Und eine Anime-versessene Haushälterin, in deren Augen das Feuer der Hölle lodert …
Die Autorin
Katharina Viktoria Haderer schreibt seit ihrer frühen Jugend fantastische Romane. Nach ihrem Studium der Germanistik in Wien veröffentlichte sie ihr Debüt Das Herz im Glas 2014 im Selfpublishing. Es folgten Veröffentlichungen im Drachenmond Verlag; seit 2019 erscheint die Reihe Black Alchemy bei Droemer-Knaur. 2021 erschien von ihr der Heftroman Oase der Mutanten im Rahmen der Science-Fiction-Reihe ›Perry Rhodan‹.
Privat lebt die Autorin im südlichen Niederösterreich. Sie ist seit Kindheit bei den Pfadfinder:innen Österreich aktiv und liebt Burgen, Tiere, Kochen und spannende Serien.
Eine komplette Liste aller von ihr bisher veröffentlichten Romane findet ihr hier.
Meine Meinung
Mit 414 Seiten und einem Preis von 8,99 Euro für die E-Book-Version oder 16,99 Euro fürs Paperback, verspricht das Buch nicht nur eine packende Story, sondern auch ein faires Angebot.
Im Gegensatz zur letzten Rezension von „Der elektrische Mönch“ haben wir es diesmal mit einem waschechten Fantasy-Roman zu tun. Schon zu Beginn schießt die Spannung durch die Decke. Katharina V. Haderer nimmt uns mit in eine Welt, in der die Grenzen zwischen Gut und Böse verwischen. Das Worldbuilding ist dabei beeindruckend – nicht zu viel Infos am Stück, sondern geschickt platzierte Details, die die Welt glaubwürdig machen, ohne den Leser mit einem Info-Overload zu überfordern.
Die Charakterdarstellung ist überzeugend, besonders bei der Hauptfigur Lazael. Seine Transformation vom Engel zum Menschen ist so intensiv beschrieben, dass man förmlich mitleidet. Die Autorin spielt gekonnt mit den Grauzonen von Gut und Böse, und sowohl Engel als auch Dämonen werden als facettenreiche Charaktere dargestellt. Esra Sheol, der Antagonist, wird geschickt aufgebaut. Immer überlegen und skrupellos, steigert die Autorin die Spannung kontinuierlich. Lazael durchläuft eine glaubhafte Entwicklung von anfänglicher Naivität zu zunehmender Menschlichkeit.
Trotz einiger kleinerer Längen bleibt die Erzählung durchweg fesselnd. Höhepunkte wie zum Beispiel ein Anschlag sorgen genau an den richtigen Stellen für unerwartete Wendungen und halten die Spannung hoch. Ja, das Buch hätte vielleicht um 30-40 Seiten gekürzt werden können, aber das ist wirklich Meckern auf hohem Niveau. Die Erzählung in der ersten Person wird durch einen vulgären Tonfall gewürzt, der nicht jedermanns Sache ist. Geschmackssache, würde ich sagen. Die kurzen, prägnanten Sätze machen den Lesefluss angenehm.
Eine coole Besonderheit: Am Anfang gibt es eine Seite mit Songs, die zur Geschichte passen sollen. Eine interessante Idee, die definitiv ausprobiert werden sollte.
Aber wie das so ist, gibt es auch Kritik. Das Ende des Buchs hinterlässt einen etwas bitteren Nachgeschmack. Man wünscht sich mehr und hofft auf einen zweiten Teil, der die offenen Fragen klärt. Schade, denn das Ende trübt das Gesamtbild eines ansonsten beeindruckenden Buchs.
Fazit: Fast ein grandioser Fantasy-Roman, der Lust auf mehr macht – wäre da nicht das Ende. Die Geschichte bleibt im Gedächtnis, auch wenn Katharina V. Haderer einem am Schluss etwas ratlos zurücklässt. Eine klare Empfehlung, trotzdem!