Inhalt
Ein später Nachmittag im Februar 1918. Ardenburg, eine Kleinstadt tief in den Catskill Mountains, versinkt schon seit Tagen im Schnee. Die Wetterwarnungen kündigen einen ausgewachsenen Blizzard an und Sheriff Monaghan, ein Mann so hager und grau wie der sich verdunkelnde Himmel, glaubt bereits, einen ersten Vorgeschmack zu bekommen, während er sich durch die eisigen Schneewehen kämpft, um in dem kleinen Diner am Ortsrand seine Schicht mit einem heißen Kaffee zu beenden. Als sich die Scheinwerfer eines Busses auf der Landstraße nähern, ahnt er jedoch nicht, dass noch ein ganz anderes Unheil auf ihn und die ganze Stadt zukommt.
Der Autor
Marc Busch wurde 1988 in Nordrhein-Westfalen geboren und hat seit 2014 bereits einige Horror-Kurzgeschichten/-Novellen veröffentlicht.
Meine Meinung
„Wendigo Diner“, ein kompaktes literarisches Werk von Marc Busch, erstreckt sich über 88 Seiten und ist zu einem Preis von nur 0,99 EUR (eBook; Paperback: 9,99€) erhältlich – eine echte Schnäppchenlektüre, die zudem für Abonnenten von Kindle Unlimited kostenfrei zugänglich ist. Das Buch zeichnet sich durch einen faszinierenden Schreibstil aus, der den Leser bereits auf den ersten Seiten in seinen Bann zieht. Ein prägnantes Beispiel hierfür findet sich in der Beschreibung des Sheriff Monaghan, dessen Charakterisierung als „hager und grau wie der sich verdunkelnde Himmel“ sofort eine bildreiche Vorstellung und Atmosphäre schafft.
Der Beginn des Romans besticht durch ein eindrucksvoll geschildertes Setting – eine im Schnee versinkende Stadt. Trotz der Häufigkeit, mit der solche Szenarien in der Literatur auftreten, gelingt es Busch, diese Szenerie handwerklich geschickt und originell darzustellen. Bereits nach wenigen Seiten fühlt sich der Leser mitten im Geschehen und spürt die drohende Gefahr.
Allerdings offenbart die Erzählung auch einige Schwachpunkte. Zu Beginn leidet die Geschichte unter einem sogenannten „Infodump“. Die Exposition, in der Sheriff Monaghan einem Fremden die Geschichte des örtlichen Herrenhauses erzählt, wirkt unglaubwürdig und aufgesetzt. Die Frage stellt sich, warum er einem Unbekannten solche detaillierten Informationen preisgibt. Die Exposition erscheint etwas lang und gezwungen, da die Charaktere im Diner ungewöhnlich offen ihre Erlebnisse teilen, was angesichts der Zeit (1918) eher unwahrscheinlich scheint. Trotzdem schafft es der Autor, die Leser schnell in die Geschichte hineinzuziehen.
Ein weiterer Kritikpunkt ist die Wendung am Ende der Geschichte, die nicht besonders überraschend kommt. Jedoch bleibt das Buch durchgängig spannend, was insbesondere den zahlreichen Dialogen zu verdanken ist, die fesselnd und gut konstruiert sind.
Interessant ist auch, dass es mir gegen Ende der Geschichte schwerer gefallen ist, der Geschichte zu folgen. Der Schreibstil wird komplexer, was aber keinesfalls als negativ anzusehen ist. Vielmehr fordert es den Leser heraus, sich intensiver mit dem Text auseinanderzusetzen, da Busch darauf verzichtet, dem Leser alles vorzukauen.
Auf den ersten Blick mag „Wendigo Diner“ wie eine eher unoriginelle Horrorstory wirken. Doch dieser erste Eindruck täuscht, denn was dem Buch an innovativer Handlung fehlt, wird durch die handwerkliche Finesse der Erzählung mehr als wettgemacht. Der Autor demonstriert ein außergewöhnliches Geschick in der Umsetzung seiner Geschichte, die den Leser von Anfang an fesselt und in ihren Bann zieht.
Die Stärke des Buches liegt in seiner Fähigkeit, trotz einer scheinbar vertrauten Handlung, eine intensive und packende Atmosphäre zu erzeugen. Busch nutzt klassische Elemente des Horrorgenres geschickt, um eine Geschichte zu weben, die sowohl spannend als auch fesselnd ist. Die Charaktere sind lebendig und ihre Interaktionen tragen wesentlich dazu bei, die Erzählung voranzutreiben und das Interesse des Lesers aufrechtzuerhalten.
Für den Preis von 99 Cent ist „Wendigo Diner“ eine absolute Empfehlung im Bereich der Horrorliteratur. Dieses Buch beweist, dass eine gute Geschichte nicht immer von bahnbrechender Originalität leben muss, sondern auch durch solides Handwerk begeistern kann.