Endlich sind wir in einer weit, weit entfernten Galaxie angekommen. Zu Beginn der Episode sieht man noch Ahsoka, wie sie mit Huyang ein kurzes Gespräch über Sabines Verrat führt. Dabei weist Huyang darauf hin, dass Sabine möglicherweise gezwungen worden sein könnte. Danach taucht Ahsoka jedoch für den Rest der Folge nicht mehr auf.
So bleibt die Frage offen, ob die etwas eigenartige Charakterentwicklung von Ahsoka hin zu ‚Ahsoka der Weißen‘ von Dauer ist, beziehungsweise ob überhaupt eine Veränderung stattfindet. Zumindest in der kurzen Anfangssequenz wirkt es nicht so, als wäre sie charakterlich gereift. Doch das wird man erst in der kommenden Woche sicher wissen.
Endlich darf Sabine wieder mit von der Partie sein, nachdem sie in Folge 5 Anakin, Hera und Jacen weichen musste. Ich habe nach wie vor meine Probleme mit Sabine, da die Sabine aus Rebels deutlich reifer und verantwortungsbewusster war als diese Version von ihr. Es erscheint auch seltsam, dass Sabine zwar eine kampferprobte Mandalorianerin ist, sich aber später nicht mit dem Blaster gegen Banditen verteidigen kann. Ich hoffe, dass sich das noch ändert, fürchte jedoch eher, dass Sabine am Ende der Serie Baylan und der dunklen Seite verfällt und sich ihm als seine neue Schülerin anschließt. Ahsoka müsste sie dann vor der dunklen Seite retten, etwas, das ihr bei Anakin nicht gelungen war. Zumindest deuten die Anspielungen bei Ahsoka darauf hin, dass es in diese Richtung gehen könnte. Aber wer weiß?
Grundsätzlich finde ich, dass man mit der Serie durchaus Spaß haben kann, wenn man das möchte. Doch die vielgepriesene Rettung von Star Wars ist sie nicht. Dafür gibt es einfach zu viele Schwächen im Plot, die man ausblenden muss, um Freude daran zu haben. Im Vergleich zu Obi Wan Kenobi ist das allerdings noch möglich.
Allerdings wird der Plot in den Folgen 5 und 6 immer abstruser. Vor allem, dass es in der gesamten Galaxis bekannt sein soll, dass man mit den Purrgils zwischen den Galaxien springen kann und das bereits vor Jahrtausenden getan wurde, wirft die Frage auf, wieso Ahsoka oder jemand anders nicht schon früher auf diese Idee gekommen ist. Ich meine, da Ezra ja mit der Macht mit den Purrgils kommunizieren konnte, hätte man als erstes darauf kommen können, dasselbe zu tun. Stattdessen hat man in den ersten vier Episoden eine Schnitzeljagd nach einer Karte gesehen, die letztlich völlig irrelevant war. Hätte Ahsoka gleich nach den Purrgils gesucht, wären die Antagonisten niemals in die andere Galaxie gekommen und die Story wäre nach zehn Minuten beendet gewesen. Das ist wirklich schlechtes Storytelling.
Es erscheint mir auch etwas seltsam, dass es zwischen den beiden Galaxien Jahrtausende lang keinen Austausch gab, aber die drei Mütter (die eine Neuinterpretation der drei Nornen aus der nordischen Mythologie darstellen) sofort erkennen, dass Sabine eine Jedi ist. Selbst mit ihren prophetischen Gaben wirkt das ein wenig unglaubwürdig. Ebenso seltsam erscheint es, dass Sabine als hochgefährlich angesehen und sofort unter höchste Sicherheitsmaßnahmen gestellt wird, obwohl sie praktisch keine Jedi-Ausbildung genossen hat und von Baylan innerhalb von Sekunden unschädlich gemacht werden könnte. Vielleicht bin ich ein wenig zu kritisch, aber diese beiden Punkte haben mich doch etwas gestört.
Ein beeindruckender Moment ist jedoch der Auftritt von Thrawn. Als sich zunächst die halb zerstörte Chimaera auf den Zuschauer zubewegt und man dann die Sturmtruppen in völlig ramponierten Rüstungen sieht – einfach genial. Als man dann Thrawn von hinten durch die Reihen der Sturmtruppen gehen sieht, ist der Gänsehautmoment perfekt. Die Inszenierung ist großartig und steht für mich auf einer Stufe mit den beeindruckenden Szenen aus „Das Imperium schlägt zurück“ und „Rogue One“.
Thrawn ist sichtbar gealtert und wirkt im ersten Moment bei weitem nicht mehr so bedrohlich wie noch in ‚Rebels‘. Doch je mehr Screentime er erhält, desto mehr zeigt sich, dass er noch genauso gefährlich ist wie in ‚Rebels‘. Im Gegensatz zu den Schurken in den Sequels schreit er nicht, sondern ist ein ruhiger, intelligenter und dennoch skrupelloser Antagonist. Selbst bei Rückschlägen bleibt er ruhig und analysiert die Lage in Ruhe, um dann zu handeln. Endlich mal wieder ein beeindruckender Antagonist im Star Wars Universum.
Ich weiß, viele finden die Figur von Baylan Skoll richtig gut, aber da kann ich mich nicht anschließen. Ray Stevenson verkörpert die Rolle zwar wirklich gut, doch die Figur an sich ist meiner Meinung nach schlecht geschrieben. Besonders die Dialoge, die er mit seiner Schülerin Shin Hati führt, lassen mich ratlos zurück. Es scheinen lediglich Aneinanderreihungen von Allgemeinplätzen zu sein, die Baylan Tiefe geben und seinen Hintergrund beleuchten sollen. Das Problem: Das funktioniert überhaupt nicht. Er spricht viel, sagt dabei aber wenig. Der Höhepunkt des Ganzen ist seine Aussage, dass er den ewigen Kreislauf zwischen den Jedi und dem Imperium (Warum nicht die Sith?) durchbrechen will. Das ist a) ohne weitere Informationen komplett nichtssagend und b) wirkt fast schon dreist aus Game of Thrones übernommen. Alles, was man erfährt, ist, dass es auf dem Planeten Peridia eine Macht geben soll, die nach ihm ruft und die er für sich nutzen möchte. Mehr nicht. Nach nun sechs Episoden ist es erschreckend, wie blass dieser Charakter bisher bleibt. Seine gesamte Motivation bleibt im Detail nach wie vor vage. Während man bei Thrawn sofort weiß, welches Ziel er verfolgt und wie er es erreichen möchte, weiß man bei Baylan selbst nach sechs Folgen eigentlich nichts, außer dass er irgendwie den Kreislauf durchbrechen möchte. Das ist langsam echt ermüdend und macht diese Figur ziemlich langweilig.
Außerdem habe ich mittlerweile auch immer mehr Bedenken bezüglich der Stagecraft-Technologie. Dabei handelt es sich um eine runde Videowand, vor der die Schauspieler stehen. Im Unterschied zum klassischen Greenscreen haben die Schauspieler den Vorteil, dass sie einfacher damit interagieren können, da sie das Setting im Gegensatz zum Greenscreen sehen können. Zudem kann das Filmteam die Belichtung besser anpassen und muss nicht in der Postproduktion aufwendig die Belichtung korrigieren. Allerdings hat das System den Nachteil, dass das gesamte Schauspiel auf engem Raum stattfinden muss (da es sich um eine runde Videowand handelt). Dies führt dazu, dass Szenen vor den Stagecraft-Wänden extrem statisch wirken. Die Figuren stehen meist nur herum oder machen ein paar Schritte. Erst der Filmschnitt vermittelt den Eindruck eines größeren Bewegungsspielraums, als tatsächlich vorhanden ist. Dies fällt bei Ahsoka besonders negativ auf, vor allem im Vergleich zu Andor, das vor echten Kulissen gedreht wurde. Die Figuren stehen meist einfach nur herum und gehen fünf Schritte, bevor ein Schnitt erfolgt. Nach sechs Folgen hat man von dieser Art des Schauspiels etwas satt, da es der Serie viel an Dynamik nimmt.
Das letzte Drittel der Folge wird von Sabines Suche nach Ezra eingenommen. Diese Suche ist relativ spannungsarm und wirkt, als würde man bewusst versuchen, Zeit zu überbrücken. Zwar passiert ständig etwas (Überfall von Banditen, Aufeinandertreffen mit einer Art Muschelwesen), aber es zieht einen nicht richtig mit. Man wartet eigentlich nur darauf, dass Sabine endlich wieder auf Ezra trifft. Als dieser Moment dann endlich eintritt und sie Ezra im Dorf der Muschelwesen wiederfindet, ist es wirklich ein schöner Augenblick. Man sehnt sich förmlich nach einer Wiedervereinigung der gesamten Rebels-Crew. Hoffentlich geschieht das im Verlauf der Staffel noch.
In der nächsten Folge kommt es zum Aufeinandertreffen von Ahsoka und Thrawn. Thrawn ist gewarnt und bereitet sich mit Hilfe der Mütter auf Ahsoka vor. Hier erwartet uns sicherlich ein spannendes Duell. Außerdem müssen sich Sabine und Ezra in der kommenden Episode gegen Baylan Skoll und Shin Hati verteidigen. Nicht zuletzt hat Sabine Ezra verschwiegen, wie sie zu ihm gekommen ist. Angesichts der Tatsache, dass sich Ezra geopfert hat, damit Thrawn verschwindet, wird Sabines Verantwortung für seine Rückkehr sicherlich zu einem großen Konflikt zwischen den beiden führen.